Ethische Gründe



Seit die Menschen begannen Tiere einzusperren, sie als Sklaven zu halten, zu töten und zu essen, ist viel Zeit vergangen.
Von Menschenrechten träumte noch niemand. Auch Menschen wurden eingesperrt, versklavt, gefoltert und getötet.
Es galt das Recht des Stärkeren.

Seither hat sich vieles geändert.
Auch wenn es heute noch immer Gegenden auf der Welt gibt, in denen dieses Gesetz Gültigkeit zu haben scheint, stimmen wir doch weitgehend darüber ein, dass Gewalt vermieden werden sollte, wo es nur irgend möglich ist. Es ist für uns selbstverständlich geworden das Leben anderer zu achten und zu respektieren, nicht mehr einander zu versklaven und zu töten.
Wir haben gelernt, Menschen nicht aufgrund ihrer Hautfarbe, ihres Geschlechts, ihres Alters oder ihrer Überzeugungen als minderwertig zu betrachten. Schwache und Wehrlose sollen einen besonderen Schutz genießen, Verbrechen gegen sie gelten als besonders verwerflich.
Diese Überzeugungen haben wir in Gesetzen festgehalten, sie sind für uns zu einer Selbstverständlichkeit geworden.

Auch wenn es in der Praxis oft noch anders aussieht, es noch immer viel zu viel Gewalt gibt, offene und versteckte, so verbindet doch die überwiegende Mehrheit unter uns der Gedanke:
Die Anwendung von Gewalt, Misshandlungen, Tötungen, gelten als primitiv, das Recht des Stärkeren ist für uns keine Rechtfertigung mehr für die Ausübung von Gewalt.

Bei Menschen.

An unserem Verhalten nichtmenschlichen Lebewesen gegenüber ist diese Entwicklung fast spurlos vorbei gegangen.

Vielleicht besteht einer der Gründe dafür in der Tatsache, dass, während wir uns immer mehr von Gewalt und dem Recht des Stärkeren distanziert haben, die an Nicht-Menschen ausgeübte Gewalt sich immer weiter von unseren Händen und Augen entfernte, aus unserem Blickfeld und Bewusstsein verschwand.

Vielleicht konnte auf diese Weise passieren, dass wir, obwohl unser Wissen über das uns so ähnliche Wesen vieler nicht-menschlicher Lebewesen noch nie so groß war und die Ablehnung von Gewalt so verbreitet, die tatsächlich ausgeübte Gewalt gegen Nicht-Menschen ein solch gigantisches Ausmaß erreicht hat, wie es unserem eigentlichen Denken und Fühlen nach widersprüchlicher nicht sein könnte.

Obwohl unsere Gesundheit es nicht erfordert, töten wir in Deutschland jedes Jahr über 500 Millionen, eine halbe Milliarde Tiere und verzehren ihr Fleisch.
Im Gegensatz zu fleischessenden Tieren sind wir nicht mehr darauf angewiesen zu töten, haben die geistige Fähigkeit, freiwillig darauf zu verzichten.
Doch statt uns "menschlicher" zu verhalten als uns kognitiv weit unterlegene Raubtiere, sind wir noch grausamer als sie, die keine Wahl haben.

Die unschuldigen Tiere, denen von uns gewaltsam das Leben genommen wird, die von uns durch Strom, Gas oder einen Schnitt durch die Kehle getötet werden, durften nie ein natürliches Leben führen.
Sie werden von uns in Fabriken gezüchtet, erblicken auf Stahl oder Beton das Dunkel dieser Welt, werden von ihren Müttern getrennt, sofern sie überhaupt eine solche haben.

Ihr einziger, von uns aufgedrückter Lebenssinn ist es, uns als lebendige Fleisch-, Eier- oder Milchfabriken zu dienen.
Ihr Leben lang eingesperrt, an Eisenringe gekettet, in Käfige gesperrt, auf engstem Raum zusammen gepfercht.
In kürzest möglicher Zeit ohne Rücksicht auf ihr Wohlergehen zu kranken Fleischkrüppeln gemästet, werden sie von uns noch als Kinder geschlachtet.
Als Eierfabrik missbraucht, die nach ein bis zwei Jahren, einem Bruchteil ihrer natürlichen Lebenserwartung, ausgelaugt, krank, uns zu wenig Leistung bringend, getötet werden.
Ebenso wie die zu über zehn Tonnen Milch produzierenden, qualgezüchteten Milchfabriken, die nach wenigen Jahren ununterbrochener Arbeit für uns die gleiche Behandlung erfahren müssen.

Das ist unsere Art, Dankeschön zu sagen.

Nur einem Bruchteil unserer nicht-menschlichen Sklaven gestatten wir minimale Befriedigung ihrer existentiellsten Bedürfnisse.
Sie haben das Glück, nicht erst am Tag ihres gewaltsamen Todes die Sonne sehen zu dürfen, natürlichen Boden unter sich zu haben, nicht angekettet, in engsten Verschlägen, Käfigen oder zu hunderttausenden in Hallen zusammengepfercht dahin vegetieren zu müssen, sondern wenigstens genug Platz zu haben, sich wenn auch sehr eingeschränkt, frei bewegen zu können.
Trotzdem bleiben auch sie eingesperrt, werden spätestens wenn die ihnen abgepresste Leistung dem Besitzer nicht mehr genügt, getötet.
Ihr Leben hat nur einen Wert: den, den ein anonymer Käufer für ihren Tod zu zahlen bereit ist.

Das alles ist kein notwendiges Übel, das sich nunmal leider nicht vermeiden lässt.
Wir benötigen kein Fleisch, keine Tierprodukte mehr, um uns vollwertig, abwechslungsreich, schmackhaft und gesund zu ernähren.
Der Grund, weshalb wir noch heute in diesem Ausmaß quälen und töten ist unsere Gewohnheit, ein Geschmackserlebnis.

Rechtfertigt das all dieses Leid, das wir dafür anrichten?

Wir bedienen uns der Nicht-Menschen, als wären sie gefühllose Automaten. Doch das sind sie nicht.
Tiere (darunter selbstverständlich auch Fische) sind genauso schmerzempfindlich wie wir.
Und es ist kein Zufall, dass die menschliche Psyche in unzähligen, oft qualvollen Versuchen an ihnen erforscht wird. Denn auch psychisch teilen wir uns viele Eigenschaften mit Nicht-Menschen, was jeder Betreiber einer Massentierhaltungsfabrik, aber auch jeder aufmerksame Tierhalter nur zu gut weiß.

Tiere empfinden Freude, Lust, körperliche Nähe, Angst, Leid, Schmerzen.
Sie schließen Freundschaften, leiden wenn sie von einander getrennt werden, trösten und umsorgen einander, träumen im Schlaf.

Was haben diese Unschuldigen, die Schwächsten und Wehrlosesten uns getan, dass wir uns ihnen gegenüber so grausam und ungerecht verhalten, jeden Tag Millionen von ihnen ausbeuten, quälen und töten?

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